Die LG Watch Urbane gehört zu den hochwertigsten Smartwatches auf dem Markt. Aber hält das vor einem Jahr erschienene LG Flaggschiff was es verspricht? Wir haben die LG Watch Urbane unserem Langzeit-Belastungstest ausgesetzt.
Vor knapp einem Jahr erschien die LG Watch Urbane als Premium-Bruder der hochgelobten und ersten komplett runden Smartwatch LG G Watch R. Man setzte in der Verarbeitung auf ein sehr hochwertiges Edelstahlgehäuse und ein robustes Lederarmband. Unter die Haube verbaute man einen Snapdragon 400, 512 MB RAM und 4 Gigabyte Flash-Speicher. Außerdem spendierte man der LG Watch Urbane einen 410 mAh Akku der bis heute Spitzenwerte in der Laufzeit aufweist. Knapp 3 Tage kommt man bei durchschnittlicher Nutzung mit einer Akkuladung aus. Da schlackern Motorola (Moto 360 2) und Samsung (Gear S2) mit den Ohren.
Das 320 x 320 Pixel große P-OLED Display gehört außerdem noch immer zu den brillantesten Smartwatch-Bildschirmen und die Sensorik ser LG Watch Urbane (Pulsmesser, Beschleunigungssensor, Gyrometer, Schrittzähler, Mikro) lässt kaum Wünsche offen. Die LG Watch Urbane kommt außerdem ohne Flat Tire aus, besitzt allerdings auch keinen Helligkeitssensor. Dafür lassen sich manuell sechs Beleuchtungsstufen wählen. Die Maximalbeleuchtung reicht aus, um das Display bei voller Sonneneinstrahlung einwandfrei lesen zu können.
Dass die LG Watch Urbane auch ein Jahr später noch zu den Top Smartwatches gehört, ist vor dem Hintergrund der oben genannten Features nicht verwunderlich. Deshalb haben wir die Smartwatch in unserem Smartwatch Ranking April 2016 auf Platz 2 gewählt und in unserem großen Praxistest schneidet sie mit 4,5 von 5 Sternen hervorragend ab. Auch unsere User pflichten diesem Testergebnis bei und bewerten die LG Watch Urbane mit 4,1 von 5 Punkten.
Der Moment, wenn man die Verpackung öffnet…
Ihr kennt das sicher: Dieser Moment, wenn ihr die Verpackung einer neuen Uhr oder eines neuen Wearables öffnet und euch das Gerät zum ersten Mal in aller Schönheit anstrahlt. Bei der LG Watch Urbane ist das ein überwältigendes Gefühl. Warum? Weil das Design, der gesamte Look & Feel und die exzellente Verarbeitung schreit: Ich bin deine neue Luxus-Armbanduhr. Und außerdem bin ich eine Smartwatch.
Besonders rar ist die LG Watch Urbane in Gold. Es gibt auch eine silberne Version, die direkt zum Verkaufsstart in Deutschland erschienen ist. Aber wer nicht vor dem leicht rosé angehauchten Goldton zurückschreckt, wird die LG Watch Urbane Gold schon bald sehr zu schätzen wissen. Mittlerweile ist sie auch über Online-Shops wie z.B. Smartwatch.de in Deutschland erhältlich und der Preis ist mit 324 Euro nicht ganz günstig, für diese Uhr aber durchaus akzeptabel.
Oder ist die LG Watch Urbane ihren Preis doch nicht wert? Über Technik, Größe, Funktionsumfang, Farbvarianten und verwendete Materialien kann man sich vor dem Kauf informieren. Aber wie sieht es mit der Langlebigkeit der Smartwatch aus? Verkratzt das Edelstahl-Gehäuse schnell? Wie ist die Legierung der Gold-Version? Trägt sich das Lederarmband komfortabel? Wie sieht es mit der Akkulaufzeit nach einigen Ladezyklen aus? Auf all diese Fragen bekommt man mittels einer Internetrecherche bisher keine Auskunft.
Genau deshalb haben wir die LG Watch Urbane richtig in die Mangel genommen und sagen euch, wie sie im Langzeit-Belastungstest abschneidet. Dazu haben wir die Smartwatch über drei Monate ununterbrochen (Ausnahme: Duschen/Wassersport) getragen.
Langzeit-Belastungstest Kriterium 1: Tragekomfort der LG Watch Urbane
Ein Grund, warum die LG Watch Urbane zu meinen Lieblings-Smartwatches gehört ist die nahezu perfekte Größe. Mit 45,5 x 52,2 mm (L x B) und einer Dicke von 10,9 mm ist sie etwas größer als die Samsung Gear S2, die ich persönlich für einen normalen Männerarm zu klein finde, und etwas dünner als die Motorola Moto 360 2 (Unterschied ca. 2 Millimeter). Den Produktdesignern von LG gebührt daher ein großes Lob.
Die Technik hat man dezent unter dem Display und in den Armbandaufnehmern versteckt, nur so ist eine Dicke von nur 10,9 mm möglich. Zum Vergleich: Konventionelle Luxus Armbanduhren wie die Omega Speedmaster (14,2 mm Dicke) oder die Rolex Submariner (12,8 mm Dicke) kommen nicht an die flache Bauweise der LG Watch Urbane heran. Die klassische Form der Smartwatch legitimiert darüber hinaus den Design-Vergleich mit traditionellen Analoguhren.
Durch eine optimale Gehäusegröße und einem Gewicht von 66,5 Gramm (zum Vergleich: Omega 151 Gramm, Rolex 141 Gramm) trägt sich die LG Watch Urbane auch im Dauereinsatz sehr komfortabel. Dennoch hat man nicht das Gefühl, dass man eine bloße Hülle am Armgelenk trägt, unter der ein bisschen Technik verborgen ist. Mit 66,5 Gramm ist die Smartwatch zwar deutlich leichter als eine konventionelle Armbanduhr, das Zusammenspiel aus Größe und Gewicht führt aber dazu, dass die Uhr nie zum Amboss wird und man trotzdem merkt, dass man eine Armbanduhr trägt.
Die Armbandaufnehmer haben darüber hinaus gute Proportionen und drücken nicht auf den Handgelenkknochen, auch wenn dieser bei etwas dünneren Handgelenken wie meinem ein wenig raussteht. Die LG Watch Urbane lässt sich sowohl locker am Handgelenk tragen als auch fest anlegen. Dafür sorgen die in kurzen Abständen platzierten Löcher im Armband. Hier sollte kein Handgelenk zu kurz komme. Auch das Lederarmband selbst ist schon nach ein paar Tagen sehr geschmeidig, aber dazu mehr im Laufe des Langzeit-Belastungstests.
Langzeit-Belastungstest Kriterium 2: Haltbarkeit der Materialien
Kommen wir zu einem der wichtigsten Kriterien, wenn es um die Frage geht ob das Material einer Smartwatch ihren Preis rechtfertigt. Wenn man eine hochwertige Uhr kauft, geht man davon aus, dass sie mehrere Jahrzehnte hält, bei Luxusuhren sogar ein ganzes Leben lang. Durch die technische Weiterentwicklung der Smartwatch wird diese zwar nicht zwangsläufig an der Haltbarkeit der Materialien gemessen, da sie nach ein paar Jahren sowieso gegen eine neue ausgetauscht wird. Eine Ausnahme stellen Luxus Smartwatches dar, die preislich über 300 Euro liegen. Auch hier erwarten Käufer, dass das Material überdauernd und von bester Qualität ist.
In unserem dreimonatigen Langzeit-Belastungstest der LG Watch Urbane haben wir festgestellt, dass die Smartwatch hinsichtlich der verarbeiteten Materialien jeden Cent wert ist. Das fängt beim Edelstahl-Gehäuse an. Bei der silbernen Version handelt es sich um einen polierten Edelstahl-Body und eine gebürstete Edelstahl-Lünette. Hier würden Kratzer nicht ganz so schnell auffallen, wie bei der Gold-Variante, deren Body ebenfalls poliert und die Lünette gebürstet ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gehäuse verkratzt, ist allerdings recht gering. Das haben wir zumindest im Langzeittest festgestellt und wir sind mit der LG Watch Urbane umgegangen wie mit einer normalen Armbanduhr, die man tagtäglich trägt.
Das schließt auch ein, dass wir mit der Smartwatch mal an einer Tischplatte oder Wand hängen geblieben sind, die intelligente Uhr aus Versehen auf den Laminatboden gefallen ist oder wir damit im Auto an das Glasfenster gestoßen sind. Auch nach drei Monaten weist die LG Watch Urbane keinen größeren Kratzer auf. Lediglich ganz leichte Gebrauchsspuren im Mikrometer-Bereich sind bei genauem Hinsehen zu erkennen. Nichts, was man bei einem Uhrmacher nicht polieren lassen könnte. Da das Display der LG Watch Urbane mit Gorilla Glass geschützt ist, brauchen wir von Kratzern auf dem Bildschirm gar nicht erst anfangen. Im Gegensatz z.B. zur Moto 360 2 ist das Display in die Lünette eingelassen, sodass die Smartwatch bei einem Sturz auf flachen Untergrund immer zuerst auf der Lünette aufkommt.
Weiter positiv ist das Echtleder-Armband der LG Watch Urbane zu erwähnen. Schon beim ersten Anfassen hatten wir den Eindruck, dass es deutlich hochwertiger verarbeitet ist als viele Armbänder anderer Smartwatches (z.B. LG G Watch R oder Asus Zenwatch 2). Dieser Ersteindruck ist in unserem damaligen Praxistest zur LG Watch Urbane nachzulesen.
Das dunkelbraune Lederarmband ist bereits nach wenigen Tagen geschmeidig und schmiegt sich sehr angenehm ans Handgelenk an. Die weißen Nähte sind auch nach drei Monaten noch nicht ausgefranst und das Armband weist nur leichte Abdrücke an der Stelle auf, an der die Schließe aufliegt.
Im Vergleich zum schwarzen Moto 360 2 Echtleder-Armband, das ich ebenfalls mindestens drei Monate getragen habe, nutzt sich das LG Watch Urbane Armband deutlich langsamer ab und weist nur kleinere Gebrauchsspuren auf. Das Erstaunliche an der LG Watch Urbane: Selbst diese kleinen Abnutzungserscheinungen macht die Uhr mit Charakter wett. Mit ein bisschen Patina am Lederarmband bekommt die Smartwatch einen leichten Vintage-Touch – und genau das erwartet man von einer hochwertigen Armbanduhr ja auch.
Nettes Detail an der LG Watch Urbane ist außerdem, dass die Schließe ebenfalls aus silbernem bzw. golden legiertem Edelstahl gefertigt ist. Wer sich ein bisschen mit Uhren auskennt, weiß, dass man die Materialqualität am besten an der Schließe erkennen kann. Wenn die Legierung schnell abgenutzt ist, kann man damit rechnen, dass auch das Gehäuse nicht sehr lange makellos bleiben wird. Die Schließe der LG Watch Urbane ist auch nach drei Monaten noch einwandfrei.
Langzeit-Belastungstest Kriterium 3: Die Akkulaufzeit der LG Watch Urbane
Bei einer konventionellen Armbanduhr ist die Gesamtlaufzeit der Batterie ein wichtiges Qualitätskriterium. Bei einer Smartwatch spielen zwei Kriterien eine Rolle: Zum einen die Laufzeit einer Akkuladung, zum anderen ob der Akku auch noch nach mehreren Monaten genauso leistungsfähig wie am Anfang ist.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, steckt in der LG Watch Urbane ein 410 mAh großer Li-Ion Akku, der bei durchschnittlicher Nutzung etwa 3 Tage (72 Stunden) hält. Durchschnittliche Nutzung heißt in diesem Fall, dass man immer wieder über Tag das Watchface aktiviert um Benachrichtigungen oder die Uhrzeit zu lesen, die ein oder andere Spracheingabe per „OK Google“ tätigt und die Smartwatch 24 Stunden am Tag per Bluetooth 4.1 LE mit dem Smartphone verbunden ist. Auch eine gelegentliche Pulsmessung ist drin, genauso wie der Wechsel eines Watchfaces oder die Bedienung des Musikplayers.
Schon in unserem Praxistest haben wir festgestellt, dass die LG Watch Urbane hält, was sie verspricht. Ist die Smartwatch nicht mit dem Smartphone verbunden, kommt man mit einer Akkuladung sogar noch deutlich länger als 72 Stunden aus – aber wer will das schon. An der Ladekapazität soll es also nicht liegen.
Daher ist es gut zu wissen, dass auch nach unserem dreimonatigen Test, bei dem wir den Akku fast jeden Abend geladen und zwischendurch eine Laufzeitanalyse vorgenommen haben, keinerlei Leistungseinbußen zu erkennen waren. Noch immer liegt die Laufzeit bei knapp 72 Stunden, der Akku lädt in der gleichen Zeit (ca. 2,5 – 3 Stunden) vollständig auf und entleert sich sehr konstant und ohne erkennbare Unregelmäßigkeiten. Das ist auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass bei LG nicht am Akku gespart wurde.
Einen direkten Vergleich können wir zur Motorola Moto 360 2 ziehen. Hier mussten wir leider bei unserem Testexemplar leichte Laufzeiteinbußen von etwa 10 – 15 Prozent nach ca. zweieinhalb Monaten feststellen. Besonders dann, wenn man die Moto 360 2 länger nicht genutzt hat und der Akku tiefenentladen ist, dauert es 2-3 Akkuladungen, bis das volle Potential des Akkus ausgeschöpft werden kann. Solche Anlaufschwierigkeiten weist die LG Watch Urbane nicht auf.
Langzeit-Belastungskriterium 4: Regelmäßige Softwareupdates
Besonders bei Smartwatches, die bereits einige Monate auf dem Markt sind, wird dieses Kriterium relevant. Denn irgendwann rollt Google sein Betriebssystem android wear nur noch für neuere Smartwatches aus. Meist erhalten die aktuellsten Smartwatches die Updates als erstes und dann erfolgt Stück für Stück eine Weiterverteilung.
Die LG Watch Urbane liegt derzeit im vorderen Mittelfeld bei den Rollouts. Modelle wie die Moto 360 2 oder die Huawei Watch werden in der Regel bevorzugt und erhalten ein Softwareupdate etwas früher. Das ist aber durchaus verkraftbar, denkt man daran, dass die LG Watch Urbane bereits mehr als 12 Monate alt ist. Derzeit ist auch nicht abzusehen, dass die Smartwatch vom Upgradeprozess ausgeschlossen wird. Wenn ihr darüber nachdenkt, ob sich ein Kauf der LG Watch Urbane noch lohnt, braucht ihr also zumindest in den nächsten 1 bis 2 Jahren nicht über dieses Problem nachdenken. Notfalls gibt es über Umwege immer noch Möglichkeiten, Smartwatches zu Firmware- oder Betriebssystem-Updates zu zwingen.
Selbstredend können natürlich nur Funktionen von neueren Softwareversionen genutzt werden, für die auch die technischen Voraussetzungen geschaffen wurden. So kann man mit der LG Watch Urbane nicht autark telefonieren, weil die Uhr keinen Lautsprecher verbaut hat. Neuste Smartwatches wie die Huawei Watch oder die Asus Zenwatch 2 (neues Modell April 2016) machen das mittlerweile möglich. Auch besitzt die LG Watch Urbane kein GPS-Modul, dass das aber noch immer der „Blind-Spot“ der Hersteller ist, zeigt sich auch an den neusten android wear Modellen wie der Moto 360 2 oder der Casio Outdoor Smartwatch. Auch dort sind keine GPS-Module verbaut. Lediglich die Sony Smartwatch 3, die noch deutlich älter als die LG Watch Urbane ist, kann einen Trumpf mit dem integrierten GPS-Modul ausspielen.
Die Prozessorleistung, RAM und Flash-Speicher der LG Watch Urbane sollten die Smartwatch in den kommenden Jahren auch nicht vor große Herausforderungen stellen, selbst wenn android wear etwas umfangreicher und komplexer werden sollte. Die LG Watch Urbane reagiert z.B. auf Spracheingaben per „OK Google“ merklich schneller als die aktuellere Huawei Watch.
Fazit: LG Watch Urbane im Langzeit-Belastungstest
Ähnlich wie in unseren Praxistests wollen wir auch beim Langzeit-Belastungstest der LG Watch Urbane die oben genannten Kriterien mit Sternen bewerten und ein kurzes Fazit ziehen.