„Zeig mir deine Uhr und ich sage dir, wer du bist“. Kaum ein Spruch ist zutreffender für den Zeitanzeiger am Handgelenk. Eine Uhr sagt viel über den Charakter des Träger aus. Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, ob jemand extrovertiert, kreativ, seriös, stilbewusst oder einfach nur wohlhabend ist. Vollwertige Smartwatches hingegen werden häufig von technikaffinen Menschen oder Avantgardisten getragen. Im Bereich der smarten Analoguhren dominieren momentan Fashion-Marken wie Fossil, Skagen, Emporio Armani, Michael Kors oder Kate Spade die Branche. Mit der DieselOn Time kommt eine weitere Hybrid-Smartwatch auf den Markt, die sich unverkennbar an die Zielgruppe der Diesel-Käufer richtet. Wir haben die smarte Analoguhr ausgiebig getestet.
Noch einmal zur Erinnerung: Smarte Analoguhren sind keine vollwertigen Smartwatches. Sie sind nicht mit einem Digital-, sondern mit einem Analogdisplay ausgestattet und sind weitaus weniger Feature-reich. Dafür sehen sie aus wie klassische Armbanduhren und verraten nicht auf den ersten Blick, dass unter dem Gehäuse smarte Funktionen stecken.
Diesel gehört zu den Lizenzmarken von Fossil, daher wundert es kaum, dass sich die smarten Analoguhren der Fossil-Marken technisch fast gleichen. Unter dem wuchtigen Gehäuse der DieselOn Time verbirgt sich ein Beschleunigungssenor sowie ein Lagesensor. Sie sind zuständig für die Aufzeichnung von Schritten, Kalorien und Kilometern. Auch bei der DieselOn Time sind diese Sensoren einigermaßen genau. In unserem Praxistest konnten wir eine Abweichung von ca. 5 Prozent zur Fitbit Charge 2 feststellen, die wir aufgrund der exakten Sensorik bei vielen Tests als Referenzbeispiel heranziehen. Aufgrund der Gehäusegröße und des Gewichts der DieselOn Time wird wohl niemand auf die Idee kommen, mit der Hybrid-Smartwatch ambitioniert Sport zu treiben. Daher ist eine Abweichung von 5 Prozent absolut akzeptabel.
Smarte Zusatzfunktionen heben die DieselOn Time von einfachen Fitness-Trackern ab. Neben einer 2. Zeitzone und eines stummen Alarms, die sich mithilfe der Companion App „DieselOn“ einrichten lassen, verfügt die smarte Analoguhr auch über eine Datums- und Wochentaganzeige. Betätigt man den mittleren Drücker, springt der Stundenzeiger auf das aktuelle Datum und der Minutenzeiger auf den Wochentag. Die Wochentagsanzeige ist ein kleines Gimmick, das nur die DieselOn Time aufweisen kann und sich in keiner anderen smarten Analoguhr der Fossil-Marken wiederfindet.
Ebenfalls einzigartig ist die Drehscheibe auf der 3-Uhr Position. Sie zeigt einerseits den Aktivitätsfortschritt an, also wie nah man seinem vorher in der App definierten Tagesziel (z.B. 8.000 Schritte) ist. Die eingestellte Weckzeit sowie die zweite Zeitzone werden über den Drücker auf der 2-Uhr Position abgerufen. Die Drehscheibe zeigt dabei an, bei welchem Feature man sich gerade befindet. Zugegebenermaßen haben wir uns während des Praxistests immer wieder dabei erwischt, aus Spieltrieb den Button zu drücken, nur um die Scheibe drehen zu sehen. Das sieht nicht nur schick aus, sondern beruhigt auf seltsame Weise ungemein.
Wie bei allen smarten Analoguhren der Fossil-Marken ist der Button auf der 5-Uhr Position individuell programmierbar. Dazu legt man eine der vier verfügbaren Funktionen per Begleit-App auf den Drücker. Wählbar ist eine Find-My-Phone Funktion, bei der das gekoppelte Smartphone auf Tastendruck anfängt zu klingeln, ein Selbstauslöser für die Kamera, eine Musikplayer-Steuerung sowie eine Funktion, die ein vorher festgelegtes Tagesziel aufzeichnet (z.B. 700 Kalorien verbrennen). Die so genannten DieselOn Link Funktionen empfanden wir im Test als nützlich, vor allem die Steuerung des Musikplayers (sowohl native Smartphone-Apps als auch Drittanbieter-Apps wie Spotify sind steuerbar) hat uns gut gefallen.
Die DieselOn Time verfügt auch über Benachrichtigungsfunktionen. Notifications, die auf dem Smartphone ankommen, werden per Vibration auf der Diesel Smartwatch signalisiert. Darüber hinaus kann man in der DieselOn App Kontakte und Apps favorisieren, die dann durch Zeigerbewegungen signalisiert werden. Zum Beispiel kann man den Anruf von Mama auf der Uhr identifizieren, weil die Zeiger auf die 3-Uhr Position springen. Bei einer eingehenden WhatsApp Nachricht zeigen die Zeiger hingegen auf die 8-Uhr Position. Bis zu 5 verschiedene Zeigerpositionen sind insgesamt einstellbar. Mit diesem Konzept kann die DieselOn Time überzeugen und hat einen entscheidenden Vorteil, zwar nicht gegenüber anderen Uhren der Fossil-Marken, aber gegenüber der der Konkurrenz von Garmin (vivomove) oder Withings (Activité Steel). Eingehende Anrufe können übrigens auch per Knopfdruck abgelehnt werden.
Vor- und Nachteil zugleich ist das automatische Time-Setting der DieselOn Smartwatch. Die Uhr synchronisiert nicht nur die aufgezeichneten Fitness-Daten mit dem gekoppelten Smartphone, sondern auch die Uhrzeit. Das kann natürlich gerade auf Reisen durch verschiedene Zeitzonen von Vorteil sein. Wer seine DieselOn Time jedoch längere Zeit ohne Smartphone nutzen möchte, ist aufgeschmissen. Klar, die zuletzt eingestellte Uhrzeit läuft weiter, wird aber nach einiger Zeit (ca. 2 Wochen) ungenau, sodass ein Koppeln mit dem Smartphone unerlässlich ist. Das sollte man als Käufer unbedingt wissen.
Wer schon einmal eine Diesel Uhr in der Hand oder ums Handgelenk hatte, weiß: Die Größe zählt. So auch bei der DieselOn Time, die mit einem 47 mm Gehäuse sicher nichts für schwache Handgelenke ist. Mit 109 Gramm ist die smarte Analoguhr auch ein ganz schöner Anker am Arm. Zum Vergleich: Die kürzlich von uns getestete Emporio Armani Connected wiegt nur 75 Gramm, die Skagen Hagen Connected liegt sogar nur bei 69 Gramm. Alle drei Uhren sind mit analogen Ziffernblättern und ähnlichen technischen Funktionen ausgestattet. Klar ist also, dass die DieselOn Time ausschließlich für Männer mit nicht zu schmächtigen Handgelenken geeignet ist.
Nun könnte man meinen, dass die Größe und das Gewicht der DieselOn Time ein vernichtender Kritikpunkt wäre, doch weit gefehlt. Das ausladende Design der Smartwatch ist Kalkül. Diesel Produkte sind nun mal etwas speziell, doch in jedem Fall gehört ein mächtiger Auftritt zur Vermarktungsstrategie des Labels. Diesel-Käufer werden sich daher sofort in die DieselOn Time verlieben. Das wahnsinnig große, mit vielen Gestaltungselementen ausgestattete Ziffernblatt zahlt ebenfalls darauf ein. Beschäftigen wir uns damit etwas näher: Neben den auffällig großen Ziffern auf den Polen, springt einem sofort die Befestigung der Drehscheibe auf der 3-Uhr Position ins Auge. Ein grauer Bügel, der an zwei Seiten mit Nieten befestigt ist, zieht sich über die Drehscheibe und verleiht ihr einen rustikalen Hauch, fasziniert aber trotzdem in den Details. Dieses Element ist das absolute Design-Highlight der DieselOn Time und konnte in unserem Praxistest selbst diejenigen überzeugen, die sonst einen weiten Bogen um eine Diesel Uhr machen würden. Gut gelungen ist außerdem die innenliegende Lünette, auf der die Ziffern 1 bis 31 für die Monatsfunktion sowie die Abkürzungen der Wochentage aufgedruckt ist. Sie ist außerdem geriffelt und harmoniert perfekt mit den ebenfalls geriffelten Drückern und der Gehäuseaußenseite.
Skeptisch sind wir bei den Armbandaufnehmern. Bei unserem Testexemplar mussten wir erst einmal mit einem winzigen Imbussschlüssel nachjustieren. Der obere Aufnehmer hatte zu viel Luft und verursachte störende Klapper-Geräusche, der untere Aufnehmer war zu fest und passte sich dadurch nicht flexibel genug an die Handgelenksform an. Die Haptik des Edelstahlgehäuses ist hingegen exzellent. Es fühlt sich, nicht zuletzt aufgrund des hohen Gewichts, sehr wertig an. Die Drücker sind durch die Riffelung gut bedienbar, die Druckpunkte optimal gewählt.
Für unseren Test liegt uns die Version mit grau legiertem Edelstahl (nicht zu verwechseln mit Titan), dunkelblauem Ziffernblatt und braunem Echtlederarmband vor. Darüber hinaus bietet Diesel weitere vier Designs an, die sich von einem komplett schwarzen Gehäuse über eine silberne Version bis hin zu einer gelbgoldenen Variante erstrecken. Alle Varianten werden mit Echtlederarmbändern angeboten, die ebenfalls etwas ausgefallener gestaltet wurden. Zwei Erhebungen kurz hinter den Aufnehmern machen den rustikalen Diesel-Look perfekt. Im Gegensatz zur Emporio Armani Connected ist die Qualität des bei der DieselOn Time verwendeten Echtlederarmbandes aber hervorragend. Das Band ist ordentlich dick, fühlt sich auf der Unterseite schon nach kurzem Tragen sehr weich und geschmeidig an und ist an den Erhebungen stabil vernäht.
Die gute Verarbeitungsqualität des Gehäuses zeigt sich auch in der Wasserdichte der smarten Analoguhr. Bis zu einer Tiefe von 50 Metern kann die DieselOn Time Wasser und dem entsprechenden Druck trotzen. Auch hier übertrifft die Diesel On die Emporio Armani Connected um 20 Meter.
Die DieselOn Time ist sowohl mit iPhones, als auch mit android Smartphones kompatibel. Voraussetzung ist ein iPhone 5 (oder höher) sowie mindestens iOS 8.2. Android User benötigen ein Smartphone mit android 4.4. Verbunden wird die smarte Analoguhr per Bluetooth Low Energy Standard 4.1. Da keine dauerhafte Verbindung besteht (Synchronisierung der Smartwatch-Daten in regelmäßigen Abständen), macht sich die verbundene DieselOn Time kaum bis gar nicht in Sachen Smartphone-Akku bemerkbar. Die Uhr selbst läuft mit einer Knopfzellenbatterie, die man mit einem mitgelieferten Werkzeug problemfrei tauschen kann.
Die DieselOn Begleit-App passt sich dem rustikalen Look der Smartwatch an. Basisdaten wie Schritte, Kilometer oder Kalorien werden im Home-Screen angezeigt, weitere Einstellungen können über das Hauptmenü getätigt werden. Per Assistent wird man durch den Kopplungsprozess geführt, bei erstmaliger Verbindung wird ein Firmware-Update eingespielt. Die gesamte Kopplung nimmt etwa 5-7 Minuten in Anspruch. In unserem Praxistest haben wir die DieselOn Time mit einem iPhone 6, einem LG G5 (android 7.0) sowie einem Huawei Nova (android 6.0) verbunden. Bei allen drei Smartphones hat das einwandfrei geklappt. Man sollte nur darauf achten, die Uhr vom alten Telefon mit der entsprechenden Option in der DieselOn App zu trennen, sonst funktioniert das Koppeln mit einem neuen Gerät nicht mehr.
Die DieselOn Time startet bei 229 Euro in der silbernen Edelstahl-Version mit schwarzem Ziffernblatt und schwarzem Echtlederarmband. Alle anderen Versionen, auch die uns zum Test vorliegende Version mit grauem Gehäuse, dunkelblauem Ziffernblatt und braunem Echtlederarmband liegen bei 249 Euro.
Mit der DieselOn Time Smartwatch bekommt man ganz schön viel Uhr. Der Hersteller hat viel Wert darauf gelegt, den Wünschen der Diesel Kundschaft zu entsprechen und die technischen Funktionen sind für eine smarte Analoguhr zufriedenstellend. Mit ca. 250 Euro ist die DieselOn Time daher im Bereich der Hybrid-Smartwatches eher ein Schnäppchen. Technisch ist sie zu vergleichen mit der Emporio Armani Connected, die allerdings bei 319 Euro liegt. Etwas günstiger ist noch die Fossil Q Crewmaster, die bei 179 Euro beginnt. Die Garmin vivomove mit braunem Echtlederarmband liegt bei 299 Euro, ist aber mit viel weniger Details und Material ausgestattet.
Technik und Funktionsumfang
Design und Verarbeitung
Kompatibilität und Konnektivität
Preis-Leistungs-Verhältnis
Fazit
Auch wenn Diesel Uhren generell Geschmackssache sind, müssen wir zugeben, dass wir überwiegend positiv von der DieselOn Time in unserem Praxistest überrascht wurden. Mit ihren 47 Millimetern Durchmesser und einem Gesamtgewicht von 109 Gramm gehört sie auf jeden Fall zu den Schwergewichten der smarten Analoguhren und das kantige, laute Design lässt die Smartwatch sicher zu einigen Anlässen ungeeignet wirken. Doch mit ihrem markanten Look schafft die DieselOn Time vor allem eins bravourös: Menschen, die Diesel mögen, werden sich sofort in diese Uhr verlieben.
In Sachen Technik steht die DieselOn Time in Nichts den anderen smarten Analoguhren der Fossil-Marken nach. Ganz im Gegenteil, mit der Wochentagsanzeige und der toll gestalteten Drehscheibe auf der 3-Uhr Position, hebt sie sich sogar von der Konzern-eigenen Konkurrenz ab. Wer einen smarten Hingucker am Handgelenk sucht und sich mit der Diesel-Optik anfreunden kann, trifft mit der DieselOn Time sicher keine schlechte Entscheidung.
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* Preis wurde zuletzt am 19. März 2020 um 13:47 Uhr aktualisiert.