Mit der Misfit Vapor kommt die erste vollwertige Smartwatch des von Fossil aufgekauften Tech-Unternehmens auf den Markt. Wir haben alle Infos und eine Ersteinschätzung für euch.
Bereits im Oktober 2016 hat sich Misfit nach längerer Abwesenheit zurückgemeldet. Nachdem das Unternehmen im Sommer von der derzeit alles verschlingenden Fossil Group aufgekauft wurde, wurde es erst einmal ein paar Monate recht still. Niemand wusste so genau, ob überhaupt unter dem Markennamen „Misfit“ noch einmal Wearables auf den Markt kommen würden. Bisher war das Unternehmen für stylische, displaylose Fitness-Tracker wie das Misfit Ray oder das Misfit Shine 2 bekannt. Während die Konkurrenz von Fitbit und Co. schon begann, sich über einen Marktteilnehmer weniger zu freuen, positionierte die Fossil Group das Unternehmen um und entwickelte es zu einer Smartwatch-Marke. Im Oktober 2016 wurde die smarte Analoguhr Misfit Phase (Infos & Erstbeurteilung) angekündigt, die bereits seit November 2016 im Misfit Online-Shop für 179 Euro erhältlich ist.
Nun geht man bei Misfit noch einen Schritt weiter und hat auf der CES 2017 in Las Vegas die Misfit Vapor vorgestellt, eine vollwertige Smartwatch mit großem AMOLED-Display, einer digitalen Lünette und eigenem, vielversprechenden Betriebssystem. Der Fokus der Misfit Vapor liegt weiterhin auf den Sport- und Fitness-Funktionen, doch das Portfolio wird sinnvoll durch weitere smarte Funktionen (z.B. Benachrichtigungen, Sprachsteuerung etc.) ergänzt.
Was tun wir also, wenn eine vielversprechende neue Smartwatch vorgestellt wird? Richtig, wir fassen für euch alle Infos zusammen und wagen eine Ersteinschätzung aus der Ferne.
Misfit Vapor: Vielversprechende Hardware, die nach Smartwatch klingt
Optisch erinnert die Misfit Vapor ein bisschen an die Motorola Moto 360. Das Gehäuse der Vapor ist komplett rund, das Display ist von einem schwarzen Rand eingerahmt, die einzige Hardware-Taste befindet sich auf der 3-Uhr-Position. Absolut zurückgenommen und minimalistisch wirkt die Misfit Vapor und scheint ähnlich dick wie die Moto 360. Auch die Größe des Gehäuses kommt fast an Motorolas Flaggschiff ran. Die Misfit Vapor misst 44 mm, die Moto 360 2 46 mm.
Eines der Highlights der Misfit Vapor ist der 1,39 Zoll große AMOLED-Touchscreen mit einer DPI-Zahl von 326 Pixeln. Erste Hands-Ons von amerikanischen Kollegen (Digitaltrends.com) bescheinigen die Brillanz des Displays. Das ist auch zu erwarten, denn die AMOLED-Display-Technik hat den großen Vorteil der Farbbrillanz, Farbtiefe und eines extrem weiten Neigungswinkels. Dagegen punktet die TFT-Technik im Bereich der Kantenschärfe. Diese ist letztlich aber auch von der DPI-Zahl abhängig. 326 DPI sind für einen 1,39 Zoll großen Bildschirm gutes Mittelmaß. Zum Vergleich: Die LG Watch Urbane 2nd Edition 3G hat ein 1,38 Zoll großes Display, allerdings eine DPI-Zahl von 348 Pixeln. Das führt dazu, dass die LG Smartwatch zu den Spitzenreitern im Bereich Displayschärfe gehört. Übrigens: Die gerade schon angeführte Motorola Moto 360 2 hat eine Pixeldichte von 263 DPI bei einer Displaygröße von 1,37 Zoll. Man sieht, dass sich die Misfit Vapor hier irgendwo dazwischen einreiht.
Unter der Haube werkeln ein Snapdragon Prozessor der neusten Generation (Snapdragon Wear 2100) mit 1,2 GHz Leistung auf 4 ARM Cortex Kernen und 4 GB Flash-Speicher. Wie viel Arbeitsspeicher in der Misfit Vapor verbaut ist, ist derzeit noch unklar und schwer abschätzbar, da noch niemand sagen kann, wie ressourcenfressend das eigens entwickelte Betriebssystem ist.
Der Akku der Misfit Vapor soll laut ersten Herstellerangaben zwei Tage durchhalten. Unklar ist allerdings, ob sich dieser Wert auf die Nutzung mit oder ohne das verbaute GPS-Modul bezieht. Wie man bereits bei den ebenfalls auf der CES 2017 vorgestellten neuen Wearables von Casio (WSD-F20, Infos & Ersteinschätzung) und New Balance (RunIQ, Infos & Ersteinschätzung) gesehen hat, nimmt die Akkulaufzeit mit dauerhaft aktiviertem Standort-Dienst drastisch ab.
Die Verarbeitung der Misfit Phase scheint sehr robust, denn die Smartwatch ist bis 50 Meter wasserdicht – trotz verbautem Mikrofon für Spracheingaben. Das Gehäuse ist aus Edelstahl und es sind zwei Legierungen geplant: Schwarz und Roségold. Das Armband der Misfit Vapor ist aus Silikon und wird in unterschiedlichen Farben erhältlich sein. Es handelt sich aber nicht um einen üblichen 22 Millimeter Schnellverschluss, sondern um ein von Misfit selbst entwickeltes Armbandaufnehmer-System. Dabei wird das Band einfach um die Aufnehmer-Stangen geschwungen und auf der Rückseite zusammengeclippt. Das scheint auf den ersten Blick praktisch und einfach von der Handhabung, verbaut aber den Weg zu handelsüblichen 22 Millimeter Bändern.
Die selbst entwickelte Software der Misfit Vapor macht einen guten Eindruck
Erstaunlicherweise setzt man bei Misfit nicht auf android wear, sondern hat ein eigenes Betriebssystem für die Misfit Vapor entwickelt – und das trotz dessen, dass die Marke zur Fossil Group gehört und es ein Leichtes gewesen wäre, die Software (android wear) aus der Fossil Q Founder oder Fossil Q Marshal auch in die Misfit Vapor zu übernehmen.
Stattdessen sind die wenigen Details, die bereits über das Misfit Betriebssystem bekannt sind, recht beeindruckend. Zum einen ist das OS schön gestaltet, übersichtlich und benutzerfreundlich. Zum anderen hat sich Misfit wohl an Samsungs Tizen Betriebssystem ein Vorbild genommen und das kreisförmig angeordnete Hauptmenü gewissermaßen nachgebaut. Die Bedienung des Touchscreens funktioniert über eine imaginäre digitale Lünette, ähnlich wie bei einer Wählschreibe bei alten Festnetztelefonen. Dieses Video verdeutlicht die Bedienung:
Auf dem Homescreen sieht man außerdem drei Shortcuts: Zum einen kann man sich die Wettervorhersage ausgeben lassen, wenn man auf das linke Icon klickt. Das mittlere Icon öffnet den Musikplayer, der auch das Speichern von Musik direkt auf der Smartwatch unterstützt. Drückt man auf den rechten Button, wird die Herzfrequenz gemessen. Ob diese Homescreen-Buttons individualisierbar sind, ist noch nicht klar. Derzeit befindet sich das Betriebssystem in einer frühen Entwicklungsphase.
Das Hauptmenü sieht man ebenfalls im Video und die vorinstallierten Apps werden angedeutet. Unter anderem ist es möglich, Benachrichtigungen auf der Misfit Vapor zu erhalten, zu lesen und per Spracheingabe zu beantworten. Darüber hinaus kann man durch seine Kontaktlisten scrollen, verschiedene Fitness-Funktionen einsehen und generelle Einstellungen tätigen, wie z.B. die Anpassung des Watchfaces.
Die Sensorik der Misfit Vapor
Misfit steht noch immer für Fitness-Wareables, deshalb nehmen Fitness- und Gesundheitsfaktoren bei der Misfit Vapor viel Raum ein. Zum einen verfügt die Smartwatch über einen Herzfrequenzmesser. Ob damit eine kontinuierliche Pulsmessung möglich ist, ist noch unbekannt.
Darüber hinaus sind ein Beschleunigungssensor, ein Höhenmesser, ein Gyroskop (Lagesensor) sowie ein Mikrofon in der Smartwatch verbaut. Damit lassen sich Bewegungsdaten aufzeichnen, wie z.B. Schritte oder zurückgelegte Distanz. Über das Mikrofon lassen sich Sprachbefehle formulieren. Wie zuverlässig und schnell die Software diese Befehle umsetzt, ist leider noch nicht klar.
Die Misfit Vapor verfügt außerdem über ein GPS-Modul, mit dem Standortdaten abgerufen und auf Kartenebene angezeigt werden können. So ist es beispielsweise möglich, unabhängig vom Smartphone Sport zu treiben und die exakte Strecke später auf einer Karte nachzuverfolgen. Ob auch Kartennavigation à la Google Maps vorgesehen ist, bleibt ungewiss.
Verbunden wird die Misfit Vapor per Bluetooth mit dem Smartphone. Dazu ist es nötig, die Misfit App herunterzuladen. Die App gibt es sowohl für android Smartphones (ab 4.3), als auch für iPhones (ab iOS 7) und sogar Windows Phones werden unterstützt (ab Windows 8.1).
Preis und Verfügbarkeit der Misfit Vapor
Vollwertige Smartwatch, eigenes Betriebssystem, Herzfreqenzmesser, GPS-Modul, AMOLED-Display – wenn man sich bei der Konkurrenz umschaut, so muss man ca. 350 bis 450 Euro für diese Features auf den Tisch legen. Die wohl größten Vorschusslorbeeren bekommt die Misfit Vapor von uns für den extrem konkurrenzfähigen Preis von voraussichtlich 200 Euro.
Die Misfit Vapor soll im Sommer 2017 auf den Markt kommen. Bis dahin ist noch einiges an Software-Entwicklung zu leisten. Hardware-seitig ist die Misfit Vapor zumindest schon mal vielversprechend.