Samsung Gear S2 vs. Motorola Moto 360 2 – dieser Direktvergleich hat es in sich. Wir stellen die beiden derzeitigen Spitzenreiter im aktuellen Smartwatch Ranking gegenüber.
Mit der Samsung Gear S2 ist Ende 2015 die erste massentaugliche Smartwatch des koreanischen Technikkonzerns erschienen. Die Mischung aus sportlichem (Gear S2 Sport) oder elegantem (Gear S2 Classic) Design, ein ansprechendes Betriebssystem (Tizen), die innovative Drehlünette und ein akzeptabler Preis machen die Gear S2 zu einem absoluten Publikumshit und beschert der intelligenten Uhr in unserem Praxistest 4,5 von 5 Punkten.
Mit der Moto 360 2 hat Motorola (seit kurzem in Lenovo aufgegangen) den Nachfolger der beliebtesten Smartwatch (Moto 360 1. Generation) der letzten Jahre auf den Markt gebracht. Das Upgrade ist auf ganzer Linie gelungen und Motorola hat mit dem MotoMaker erkannt, dass Uhren-Customizing einer der Trends der Zukunft sind. Darüber hinaus setzt die Smartwatch die neuste Version von android wear souverän um, besitzt eines der besten und größten Displays und einen gerechtfertigten Preis. Deshalb hat die Moto 360 2 ebenfalls 4,5 von 5 Punkten in unserem Praxistest erhalten.
Trotzdem unterscheiden sich die beiden Top-Modelle in so ziemlich jedem relevanten Bereich: Für das Gehäuse wurden unterschiedliche Materialien verwendet, die technische Ausstattung ist verschieden, die beiden Betriebssysteme Tizen und android wear bieten jeweils Vor- und Nachteile, die Größe, das Gewicht und das Design der Uhren ist unterschiedlich und die Kompatibilität zu Smartphones ist ebenfalls ein Faktor, in dem sich die Gear S2 von der Moto 360 2 (noch) unterscheidet. Grund genug, die beiden Modelle im Direktvergleich noch einmal unter die Lupe zu nehmen.
Technischer Innovationskünstler vs. patenter Dauerläufer
Während sich die Hardware der Gear S2 und der Moto 360 2 nur geringfügig unterscheidet – beide sind mit einem performanten Dual Core Prozessor, 512 MB Ram und 4 GB Festplattenspeicher ausgestattet – setzt Samsung mit der digitalen Drehlünette ein technisches Ausrufezeichen und hebt sich damit vom Rest der Smartwatch-Konkurrenz ab. Das dadurch bedingte Bedienkonzept wird vom Tizen Betriebssystem exzellent umgesetzt und wirkt in der Praxis intuitiv und schlüssig.
Hier muss sich die Moto 360 2 eindeutig geschlagen geben. Sie ist mit einem Hardwareknopf ausgestattet, der lediglich dazu dient, die Smartwatch bzw. das Display an und auszuschalten. Ansonsten läuft auf der Moto 360 2 die aktuellste Version von android wear, die noch immer etwas gewöhnungsbedürftig ist. Es braucht schon einige Zeit, bis man sich gemerkt hat, in welche Richtung man streichen muss, um bestimmte Funktionen aufzurufen oder aus Menüs zurückzuspringen. Dafür läuft die Moto 360 2 ein bisschen flüssiger als die Samsung Gear S2, was in der Alltagsnutzung jedoch keine erhebliche Relevanz besitzen dürfte.
Motorola hat der Moto 360 2 (46 mm Version) ein 1,56 Zoll großes LCD Backlit Display mit einer Auflösung von 360 x 330 Pixel und 233 ppi spendiert. Samsung verbaut in die Gear S2 ein deutlich kleineres 1,2 Zoll AMOLED-Display mit einer Auflösung von 360 x 360 Pixeln und kommt damit auf satte 302 ppi. Damit bietet die Gear S2 das schärfere und brillantere Display, die Moto 360 2 den deutlich größeren Bildschirm.
Vor allem kann die Moto 360 2 mit einem Helligkeitssensor auftrumpfen, der die Beleuchtung des Bildschirm auf Basis des Umgebungslichts automatisch regelt. Das ist das technische Killer-Feature der Moto 360 2. Wer allerdings genau auf die o.g. Display-Auflösung schaut, hat erkannt dass der Bildschirm der Moto 360 2 nicht komplett rund ist. Ca. 30 Pixel gehen nämlich durch den so genannten „flat tire“ verloren, in dem der Helligkeitssensor verbaut ist. Technisch betrachtet ist der Sensor damit ein riesen Benefit, das Design einiger, vor allem heller Watchfaces wird dadurch jedoch empfindlich eingeschränkt.
Die restliche Sensorik der beiden Smartwatches ist darüber hinaus identisch. Pulsmesser, Beschleunigungssensor, Schrittzähler und Mikrofon sind bei beiden Geräten vorhanden, ein GPS-Modul fehlt aber leider ebenfalls bei beiden Uhren.
Leichte Unterschiede zeigen sich hingegen bei der Akkulaufzeit. Die Moto 360 2 hält bei durchschnittlicher Nutzung maximal 2 Tage durch, die Samsung Gear S2 kommt bei vergleichbarer Beanspruchung auf ca. 2,5 Tage. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob diese Differenz von einem halben Tag im Alltag entscheidend ist. Ich habe meine Meinung dazu bereits in einer Kolumne auf smartwatch-im-praxistest.de klar geäußert.
Zwischenfazit Technik und Funktionsumfang
Im Technikvergleich hat die Samsung Gear S2 die Lünette leicht vorn. Wer mit einem kleinen 1,2 Zoll Display und ohne Helligkeitssensor leben kann, der ist mit der Gear S2 besser aufgehoben.
Dezenter Klassiker vs. Hemdärmelschmeichler /
Moderner Sportler vs. sportlicher Freizeitbegleiter
Gear S2 oder Moto 360 2, das ist in erster Linie eine Designfrage. Auch wenn viele Smartwatch Hersteller auf den technischen Finessen ihrer Produkte rumreiten, der Käufer möchte ein ansprechendes Design, eine Smartwatch, die in aller erster Linie Watch ist und dann erst smart.
Das Gehäuse der Samsung Gear S2 besteht ebenso wie das der Moto 360 2 aus hervorragend verarbeitetem Edelstahl, die Rückseite beider Uhren besteht aus einer durchsichtigen Plastikabdeckung, unter der der Pulssensor liegt.
Die Samsung Gear S2 ist entweder als Classic Version mit geriffelter Lünette und Lederarmband erhältlich oder als Sport-Version (in weiß und schwarz) mit Silikonarmband. Die Moto 360 2 ist in zwei Größen (42 mm und 46 mm Durchmesser) und als Herren- und Damen-Variante verfügbar. Darüber hinaus lässt sich die Moto 360 2 über den MotoMaker vielfältig customizen. Eine Sport-Version (Moto 360 Sport) ist im Januar 2016 erschienen.
Vergleichen wir zuerst einmal das Design der Samsung Gear S2 Classic mit der der 46 mm Moto 360 2. Legt man die Uhren nebeneinander fällt sofort auf, dass die Samsung Gear S2 viel dezenter wirkt. Klar, sie ist auch um einige Millimeter im Durchmesser kleiner und flacher. Die Armandaufnehmer liegen enger am Gehäuse an und das Armband ist 20 mm breit.
Die Moto 360 2 wirkt dagegen recht massig, vor allem weil fast der volle Durchmesser der Uhr für das Display ausgenutzt wird. Bei der Gear S2 wird das Display ja noch von der digitalen Lünette eingefasst. Durch die breiteren Aufnehmer für das 22 mm Armband ist die Moto 360 2 eine eher maskulin anmutende Smartwatch. Das lässt allerdings nach, sobald man von der 46 mm auf die 42 mm Variante umsteigt, die es ebenfalls im Herren-Customizing gibt.
Die Gear S2 Classic ist mit Sicherheit universeller einsetzbar. Sie sieht einfach aus wie eine klassische, zurückgenommene Armbanduhr mit hochwertigem Echtlederarmband. Sie lässt sich zu jedem Style tragen, ob Business oder Freizeit, fällt aber damit auch quasi nicht auf, wenn sie denn mal unter dem Ärmel hevorblitzt.
Anders ist das bei der Moto 360 2. Weil sie bereits deutlich dicker ist, wird der ein oder andere Hipster Schwierigkeiten bekommen, sie überhaupt unter dem Hemdärmel zu verstecken. Es wäre auch eine Schande, denn das schlichte, runde Design ohne Firlefanz ist der Inbegriff einer modern-sportlichen Smartwatch. Während die Gear S2 Classic erst im Laufe diesen Jahres neben dem schwarzen Design noch zwei weitere Farben (hellblau und roségold) bekommt, gibt es die Moto 360 2 in zahlreichen Ausführungen, die wirklich wenig Wünsche offen lassen. Diejenigen, die eine seriöse Business-Smartwatch wollen, nehmen ein silbernes Gehäuse mit einfachem Lünettenaufsatz und silbernem Edelstahlarmband. Wer es ein bisschen eleganter oder pompöser möchte, wählt Farben wie gold oder roségold, veredelt die Lünette mit einem Riffeleffekt und wählt das passende Armband. Den Individualisierungskontest gewinnt klar die Moto 360 2.
Allerdings sollten alle, die die Moto 360 2 mit Lederarmband nehmen, noch mal einige Euros für ein hochwertigeres Leder einplanen. Wie auf den Produktbildern in diesem Artikel zu sehen ist, sieht das Armband der Moto 360 2 schnell recht verbraucht aus.
Schauen wir uns die beiden Sport-Varianten an. Die Samsung Gear S2 Sport gibt es in weiß und dunkelgrau. Als erstes fällt auf, dass die Drehlünette nicht geriffelt ist und sich dadurch kaum vom eigentlichen Gehäuse der Gear S2 Sport abhebt. Das passt gut zum Gesamtlook, der hier etwas androgyner als bei der Classic wirkt. Damit ist die Smartwatch keine reine Sport-Version, sie ist durch das moderne, absolut minimalistische Design auch etwas für Ästhetik-Liebhaber. Das mitgelieferte Silikonarmband eignet sich natürlich bestens für sportliche Aktivitäten.
Die neu erschienene Moto 360 Sport wirkt im Vergleich zur Moto 360 2 deutlich jugendlicher und ist rundum mit einer Gummi-Schutzschicht ummantelt. Sie ist in weiß, schwarz und in einem Neon-Orange erhältlich. Im Gegensatz zur Samsung Gear S2 Sport tut sie gar nicht erst auf Alltagsbegleiter, sie ist auf den Sportbereich ausgelegt.
Zwischenfazit Design und Verarbeitung
Im Design-Vergleich liegt die Moto 360 2 vorn. Vor allem die vielen Individualisierungsmöglichkeiten über den MotoMaker und eine Sport-Version, die sich auch als solche versteht, machen sie zum Gewinner in dieser Disziplin.
Kompatibilität: Eine Vorher-Nachher-Betrachtung
In Sachen Kompatibilität kommt der Direktvergleich der Gear S2 mit der Moto 360 2 eigentlich ein paar Monate zu früh. Während android wear bereits mit einer offiziellen Companion-App auf dem iPhone verfügbar ist, gibt es bis dato keine Möglichkeit, die Samsung Gear S2 mit einem Apple Gerät zu verbinden. Das soll sich zwar noch in 2016 ändern, da wir aber eine Momentbetrachtung durchführen, gibt die fehlende iOS Kompatibilität der Gear S2 ordentlich Abzug.
Die auf android wear Basis laufende Moto 360 2 ist zwar mit iPhones bereits koppelbar, jedoch ist der Funktionsumfang der android wear für iOS App im Vergleich zur nativen android App noch etwas eingeschränkt. Programme wie Google Fit können auf dem iPhone zum Beispiel noch nicht richtig genutzt werden. Dafür werden Benachrichtigungen auf der Moto 360 2 angezeigt, die Sprachsteuerung funktioniert weitgehend und Anrufe können ebenfalls auf der Smartwatch angenommen werden. Watchfaces von Drittanbietern sind hingegen noch nicht zugelassen. Es ist abzusehen, dass das auf Dauer nicht so bleiben wird. Der Druck auf Apple wird irgendwann zu groß, sodass der Konzern alle Funktionen der android wear App auch in Verbindung mit dem iPhone freigeben muss.
Wer ein Android Smartphone besitzt, muss sich glücklicherweise mit diesen Problemen nicht herumschlagen. Die Samsung Gear S2 funktioniert mit allen einigermaßen neuen Android Smartphones ab android 4.3, die Moto 360 2 kann auf allen Android Geräten ab android 4.3. genutzt werden. 95 Prozent der Smartphone-User haben also die Möglichkeit, sowohl die eine als auch die andere Uhr mit ihrem android Telefon zu nutzen. Besitzer älterer Smartphones, die z.B. mit Mods wie Cyanogen arbeiten, um zumindest die Firmware auf android 4.3 upzudaten, bekommen mit der Samsung Gear S2 Probleme. Wer z.B. ein altes Huawei Ascend P201 besitzt, bekommt android wear über Umwege zum Laufen, die Samsung Gear Companion App hingegen nicht.
Beide Smartwatches untersützen darüber hinaus den enegiesparenden Bluetooth 4.1 LE Standard und verfügen über eine WLAN-Antenne. So kann man die Smartwatches auch über WLAN über weitere Distanzen synchronisieren.
Die Gear S2 besitzt allerdings ein Feature, das sie einzigartig macht und damit von der Moto 360 2 abhebt. Sie hat ein eSIM-Modul verbaut. Damit wird es zukünftig möglich sein, die Gear S2 autark vom Smartwatch zu nutzen. Leider gibt es bisher noch keinen deutschen Mobilfunkanbieter, der diese Technologie unterstützt, spätestens wenn bekannte Smartphone-Hersteller (Stichwort Apple) darauf umstellen, werden auch Kombiverträge mit der Gear S2 angeboten. Dieses Feature macht die Gear S2 natürlich deutlich unabhängiger als die Moto 360 2.
Zwischenfazit Kompatibilität
Hier muss es zwei Bewertungen geben. Wer ein einigermaßen aktuelles android Smartphone besitzt, sollte wegen des perspektivisch wichtig werdenden eSIM-Moduls zur Gear S2 greifen. Wer ein iPhone besitzt und jetzt über einen Smartwatch-Kauf nachdenkt, oder wer ein altes, modifiziertes android Telefon besitzt, kommt nicht um die Moto 360 2 herum. Wäre eine Gear S2 App für das iPhone schon auf dem Markt und wäre android wear mit allen Funktionen auch auf iOS verfügbar, würde die Samsung Gear S2 mit einem Hauch Vorsprung gewinnen.
Technik. Design. Kompatibilität.
Aber welche Smartwatch hat nun das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis?
Zuerst einmal zum schnöden Mammon: Die Samsung Gear S2 liegt zwischen 325 (Sport) und 370 Euro (Classic). Die Motorola Moto 360 2 beginnt bei 299 Euro und lässt sich bis knapp 500 Euro hochkonfigurieren. Die Moto 360 Sport liegt bei 299 Euro. Wer mit einer Gear S2 einsteigen möchte, muss also auf jeden Fall mehr Geld auf den Tisch legen.
Bei der Samsung Gear S2 bekommt man allerdings auch einen Hauch mehr Technik als bei der Moto 360 2. Dafür lässt sich die Moto 360 2 viel besser an die eigenen Style-Bedürfnisse anpassen, kann aber während des Customizing-Prozesses schnell die Gear S2 im Preis übertreffen. Sportlern ist hingegen ganz klar die Moto 360 Sport (mit GPS-Modul) zu empfehlen, da sie sich nicht hinter einer androgynen Hülle versteckt und sehr robust wirkt.
Wir haben den beiden Smartwatches nicht umsonst in den Einzeltests jeweils 4,5 von 5 möglichen Punkten gegeben. Beide Uhren rechtfertigen über Design und Leistung ihren Preis und führen das Ranking an.
Das abschließende Fazit
So sehr wir es uns auch wünschen und ihr nach einem sehr ausführlichen Direktvergleich einen Ratschlag haben wollt, können wir weder der Samsung Gear S2, noch der Moto 360 2 einen pauschalen Zuschlag geben. Die Samsung Gear S2 ist auf den ersten Blick die zeitlosere und unauffälligere Uhr, mit der ihr nichts falsch machen könnt und gleichzeitig für die Zukunft gerüstet seid. Die Moto 360 2 spricht vielleicht mehr die Extrovertierten unter uns an und bedient fast jeden Individualisierungswunsch. Preislich liegen beide Smartwatches nicht weit auseinander. Die Drehlünette der Samsung Gear S2 ist eine innovative Idee, die bereits im ersten Versuch perfekt umgesetzt wurde, während der Helligkeitssensor der Moto 360 2 ein echte Wohltat ist.
Für all diejenigen unter euch, die selbst jetzt noch nicht wissen, wo sie die Prioritäten setzen wollen, haben wir einen Geheimtipp: Kauft euch die eine Smartwatch selbst und lasst euch die andere schenken. Dann habt ihr für jede Gelegenheit den passenden smarten Begleiter am Handgelenk.
Hallo Leute, bitte richtigstellen. Die Gear S2 Classic hat einen Helligkeits Sensor. Nur nicht so blöd sichtbar wie bei der Motorola. Bitte dies bei Samsung abfragen
mfg Guido
Zu der Zeit, als der Samsung gear s2 Test sowie die Gegenüberstellung entstanden sind, war das Software update für die Freischaltung des helligkeitsensors noch nicht veröffentlicht. Wir haben ausführlich in einem späteren Artikel über den sensor berichtet.